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Selbstliebe. Es ist so ein einfaches Wort und immer mehr von uns scheitern daran. Warum fällt es uns so schwer, uns selbst zu akzeptieren – oder noch besser: sogar zu lieben? Sind wir einfach zu sehr damit beschäftigt, uns mit anderen zu vergleichen? Und sind wir mittlerweile eine Generation von egozentrischen Menschen geworden, deren Wahrnehmung sich zu sehr um sie selbst dreht? Ja, das sind die Fragen, die ich mir stelle, wenn ich an Selbstliebe denke. Und natürlich habe ich mich gefragt, wie stehe ich eigentlich zu mir selbst. In der Regel eigentlich ganz gut. Klar finde ich mich nicht jeden Tag bombastisch und habe auch Zeiten, in denen mich Selbstzweifel plagen und ich im Vergleich mit anderen kläglich scheitere. Aber ich habe für mich einen Mechanismus gefunden, wie mich diese Selbstzweifel nicht mehr von innen auffressen.
Selbstliebe ist nicht nur ein Wort. Es ist eine Einstellung zu sich selbst, an der man tagtäglich arbeiten muss.
Als wir in Tirol waren, hatte ich wunderschöne und vor allem faire und handgefertigte Unterwäsche von troo im Gepäck, die ich unbedingt in unserem wunderschönen Apartement in der Kaiserlodge abfotografieren wollte. Aber gerade weil es für mich nicht selbstverständlich ist, dass ich mich quasi öffentlich in Unterwäsche zeige, habe ich mir Gedanken über mein Körpergefühl gemacht.
Obwohl ich sicher nicht mehr so fit bin, wie ich es vor der Schwangerschaft war, habe ich dennoch eine Gelassenheit dazugewonnen, die es mir leichter macht, meinen Körper zu akzeptieren. Schliesslich hat dieser Körper viele Jahre schon großartiges geleistet. Jeden Tag funktioniert er für mich, bringt mich von A nach B, lässt meine Organe funktionieren und hat immerhin ein weiteres Leben auf die Welt gebracht. Das sind mehr als genug Gründe, um wahnsinnig dankbar zu sein.
Ja, es gab Zeiten, da habe ich meinen Körper regelrecht gehasst.
Aber abgesehen von dieser Dankbarkeit, dass ich einen meist gesunden Körper habe, habe ich natürlich auch Zeiten erlebt, in denen ich mich in meiner körperlichen Hülle alles andere als wohl gefühlt habe. Ja, es gab Zeiten, da habe ich meinen Körper regelrecht gehasst. Als völlig verschroben habe ich ihn während meiner Pubertät wahrgenommen und auch dieses Feedback erhalten. Die Bestätigung meiner Zweifel durch andere tat mir damals höllisch weh. Zu unsicher war man in dieser sensiblen Lebensphase, in der sich ohnehin alles ändert.
Aber auch mit einigen Jahren mehr auf dem Buckel, können mich Kommentare von außen manchmal aus dem Gleichgewicht bringen. Während meiner Schwangerschaft wurde mein Körper fast täglich beäugt und bewertet. Über Bodyshaming während der Schwangerschaft habe ich damals bereits einen Beitrag geschrieben. Und danach wurde es keinesfalls besser. Ich hatte das Glück, dass sich mein Körper wieder relativ schnell zurückgebildet hat, dadurch sind viele Bemerkungen eher positiv ausgefallen (es gab und gibt aber natürlich auch negative dazwischen). Aber eigentlich frage ich ja nicht danach. Und trotzdem fühlen sich die Leute dazu berufen, meinen Körper zu bewerten.
Als ob Rundungen heute die absolute Pest und Schmach wären.
Ich glaube aber, dass ich das auch mache. Wenn eine Freundin abgenommen hat, dann sage ich auch zu ihr: du bist aber schmal geworden. Es ist so eine anerzogene Gewohnheit, dass man zumindest bei vertrauten Menschen den Verlust von Gewicht (meist positiv) bewertet. Bei Gewichtszunahme hingegen hält man sich eher zurück, weil man niemanden kränken möchte. Als ob Rundungen heute die absolute Pest und Schmach wären.
Aber trotz der Außenwirkung und den Vergleichen, die man tagtäglich zieht, ist die Akzeptanz des eigenen Körpers so wahnsinnig wichtig. Wir leben in ihm. Und jeden Tag schauen wir unserer äußeren Hülle entgegen. Die Bodypositivity-Bewegung war letztendlich eher dazu da, dass “richtige” Makel akzeptiert und nicht mehr als solche gesehen werdne. Aber auch Menschen, denen objektiv betrachtet nichts fehlt, hadern mit sich.
Dass ein lächerlicher Pickel schon zu einem existenziellen Problem werden kann.
So, und jetzt komme ich dahin zurück, was ich bereits am Anfang erwähnt habe. Nämlich dass sich unser Denken manchmal einfach zu sehr um uns selbst kreist und dass dadurch ein lächerlicher Pickel schon zu einem existenziellen Problem werden kann. Ich habe mir damals einfach gesagt, dass ich micht nicht mit anderen vergleichen möchte. Dass jeder seine Stärken hat und unterschiedliche Geschmäcker eben machen, dass wir nicht allen gefallen. Dass ich nicht mit meinem Aussehen alleine bestechen möchte. Sondern dass Menschen, die interessant sind und tolle Dinge tun, sowieso schöner werden. Viel schöner sind als Menschen, die sich nur Gedanken um sich selbst machen.
Ja, ich arbeite an meinem Aussehen. In dem ich versuche, mich gut zu ernähren und zum Sport gehe. Das hat für mich etwas mit Selbstrespekt zu tun. Aber ich versuche auch, jeden Tag an mir als Person zu arbeiten. In dem ich mich hinterfrage und auch schaue, was ich für andere tun kann. Das hilft mir absolut, meine Gedanken von mir weg zu bewegen. Altruismus hilft einem selbst. Und auch wenn ich mich noch nicht jeden Tag liebe, so gibt es doch jeden Tag mehr Akzeptanz für mich.
Manchmal betrachte ich mich selbst wie eine gute Freundin.
Manchmal hilft es mir auch, mich selbst wie eine Freundin zu betrachten und mir das zu raten, was ich einer Freundin raten würde. So fällt mein Urteil mir gegenüber sehr viel milder aus. Also lasst uns gelassen bleiben mit uns. Mit großen und kleinen Schwächen zu leben lernen und viel lieber unsere Kräfte sammeln, um diese Welt vielleicht zu einem besseren Ort zu machen. Dann geht es auch viel einfacher mit der Selbstliebe.
Sabine
20 November
Wunderschöner Artikel, danke Bina
Kaffee
21 November
Das hast du super schön geschrieben. Leider stimmt das was du schreibst, wir vergleichen uns ständig…
Nicole
21 November
Ja, genau so! Und die Fotos sehen toll aus (genau wie du!). Fühl dich gedrückt!