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FAST FASHION // DER WAHNSINN HINTER DER MODE

FAST FASHION // DER WAHNSINN HINTER DER MODE

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Am letzten Wochenende habe ich die Ausstellung “Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode” im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe mit zwei Kolleginnen aus der Modebranche besucht und da wurde es mir wieder so stark bewusst, was für ein Wahnsinn in dieser Branche tagtäglich passiert. Es ist wie mit der Massentierhaltung; wir sind uns die ganze Zeit darüber bewusst, aber man muss sich selbst immer wieder wachrütteln. Obwohl ich versuche, in vielen Bereichen bewusst und nachhaltig zu konsumieren, bin ich ein totales Opfer, was Mode betrifft. Und gerade ich sollte es besser wissen. Ich arbeite als Freelance-Designerin in der Industrie.

Durch die Ausstellung Fast Fashion ist mir der Wahnsinn hinter der Modeindustrie mal wieder richtig bewusst geworden.

In dieser Ausstellung werden verschieden Aspekte der Modenbranche durchleuchtet und was der ständige Konsum eigentlich mit dieser Welt veranstaltet. Nach dieser Ausstellung überlegt man sich jedenfalls zwei Mal, ob man die Schuhe von Zalando wirklich bestellen möchte – und das ist auch gut so.

Vielleicht wirkt es widersprüchlich, dass gerade ich als Designerin und Bloggerin nun einen solchen Artikel schreibe. Ich rege mit viele Posts hier eher zum Konsum an. Aber eigentlich ist es mein Ziel, nachhaltiger zu konsumieren und durch den Blog könnt ihr mich auf dieser Reise begleiten. Es ist wie ein Spiegel, den man sich selbst vorhält. Und das brauchen wir alle von Zeit zu Zeit. Aber nun möchte ich euch erst mal von der Ausstellung erzählen.

In einem Raum werden einem bei mehreren Stationen der Wahnsinn vor Augen gehalten. Natürlich sind besonders die Videos prägnant und lassen einen nicht mehr los. PETA hat vor einiger Zeit eine Undercover-Recherche über die Haltung von Schafen in der Woll-Industrie veröffentlicht. Dieses Material ist nur für Hartgesottene, obwohl jeder es wissen sollte. Dass Schafe generell geschoren werden müssen, ist vollkommen in Ordnung. Aber dadurch, dass auch Wolle ein Produkt der Massentierhaltung ist, sind hier die Zustände in der Handhabung mit den Tieren alles andere als zimperlich. Wer diese Aufnahmen sieht, der empfindet nur Mitleid mit den geschundenen, zertümmelten und mißhandelten Tieren. Ich bin mir nun nicht mehr sicher, ob ich noch Produkte, die solche Mißhandlungen mit sich ziehen, tragen möchte. Stella McCartney, mein absolutes Vorbild, was ihre Einstellung als Designern betrifft, hat auf dieses Bildmaterial sofort reagiert und wird nun in zukünftigen Kollektionen auf Wolle verzichten. Ich ziehe meinen Hut und werde mir das auch zu Herzen nehmen und nun mehr auf die Herkunft der Wolle achten oder besser größtenteils ganz darauf verzichten.

Eine weitere Station, die mich sehr bewegt hat, war ein Video von Frauen aus Indien (oder Bangladesh – da bin ich mir leider nicht mehr 100% sicher), die Kleidung aus Europa und Amerika zum Recyceln vorbereiten und sich über die Berge an Klamotten wundern. Ihnen wurde erzählt, dass im Westen das Wasser so teuer ist, dass die Menschen dort ihre Kleidung nicht waschen und sie deswegen nach 1-2 maligem Tragen wegwerfen. Klingt das nicht verrückt? Warum pflegen wir unsere Kleidung nicht besser und lassen sie länger in unserem Schrank existieren?

Wenn man dann in einem weiteren Video sieht, welch verheerende Schäden die in der Mode eingesetzten Chemikalien auf die Umwelt haben, wird einem nur noch schlecht. Die Klärgruben können diese Gifte gar nicht filtern – wahrscheinlich könnte die keine Klärgrube der ganzen Welt.

Die Ausstellung Fast Fashion zeigt auch, wie ausbeuterisch diese Branche ist. Wie schlecht die Menschen bezahlt werden, die in den Textilfabriken arbeiten und wie widrig die Umstände sind. Man sieht hier auch noch mal die erschütternden Bilder von dem Unglück in Bangladesh.

Wenn man sich all diese Videos und Bilder ansieht und die Texte durchliest, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Und leider über sich selbst. Wer zum Teufel braucht 12 Kollektionen im Jahr? Warum müssen wir ständig neue Klamotten haben? Der Wert, den Kleidung für uns hat, geht so komplett verloren und es wird zu einem Wegwerf-Produkt. Fast Fashion ist eine Entwicklung bei der alle langfristig verlieren.  Wir schaden den Tieren, der Umwelt und den Menschen. Nur großen Konzernen wird so noch mehr Macht und Geld verliehen. Wollen wir das? Oder wollen wir mit unseren Kaufentscheidungen sinnvoller umgehen und damit einen Wandel schaffen?

In der Ausstellung gibt es noch ein Labor, das zeigt, wie ein ethisch vertretbarer Kleiderschrank aussehen könnte. Ich finde diese Vorstellung ziemlich gut. Und deswegen werde ich mir in allererster Linie ans eigene Näschen fassen und mehr über meine Käufe nachdenken.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf der Reise nach bewussteren Kaufentscheidungen begleiten würdet. Wenn ihr Tipps habt, immer her damit. Und natürlich interessiert mich eure Meinung zu dem Thema.

Wer sich die Ausstellung Fast Fashion noch in Hamburg angucken möchte, sie geht übrigens noch bis zum 25.10. Einen kleinen Überblick verschafft auch die Seite zur Ausstellung.

xxbina


  1. Kathi

    18 Oktober

    Liebe Bina,
    ich habe mir auch schon oft Gedanken über Fast Fashion oder einen generell bewussteren, verantwortungsvollen Lebensstil gemacht. Ich kaufe Lebensmittel wie Erdbeeren oder Blaubeeren nur, wenn sie aus Deutschland kommen, der Umwelt zu Liebe. Meine Kosmetik und Shampoos kaufe ich seit kurzem auch nur noch vegan und/ oder tierversuchsfrei. Es gibt mittlerweile so viele tolle Firmen, die sich diese Standards setzen. Aber bei Mode wird es schwierig. Ich habe mich eine Zeitlang durch Onlineshops geklickt, bin aufmerksam durch die Einkaufszentren gegangen und lese Blogs wie dariadaria oder Justinekeptcalmandwentvegan. Aber ich bin damit nicht warm geworden. Die Mode ist nun wirklich deutlich teurer (Studentin) und ich habe einfach kein Teil gefunden, bei dem ich mir dachte, das willst du haben, das passt zu dir und das ist auch bezahlbar und diesen Preis wert. Basics fair zu shoppen ist hingegen sehr einfach. Die Auswahl ist riesig und die Preise noch machbar. Aber ich trage nicht nur Basics und am Ende habe ich meinen Ausflug zur Slow Fashion aufgegeben, oder zumindest pausiert. Trotzdem interessiert es mich weiterhin und ich hoffe, wenn noch mehr Menschen darauf achten, dass dann auch die Preise und die Auswahl besser werden.

    • Bina

      18 Oktober

      Dank dir für deine ausführliche und ehrliche Antwort. Ich denke, dass es auch nicht ausschliesslich slow fashion sein muss, solange es vielleicht irgendwann überwiegt. Der Weg ist das Ziel und wenn die Nachfrage steigt, wird sicherlich auch die slow fashion modischer.

  2. Lena

    19 Oktober

    Ich finde es super, dass du auch solche Themen ansprichst. Du hast vollkommen recht: es ist wie mit der Massentierhaltung, jeder weiß Bescheid, aber nur die wenigstens tun eigentlich was dagegen. Das finde ich auch das tolle an deinem Blog, dass du eben auch zu nachhaltigem Konsum anregst und beweist, dass man nicht andauernd neue Teile haben muss.

    Liebe Grüße
    Lena | http://www.healthylena.de

    • Bina

      19 Oktober

      Aaaw! Dank dir für deine sehr lieben Worte! Das bedeutet mir viel. Ich muss aber an dieser Stelle gestehen, dass ich wirklich ein Shopping-Opfer bin und mich da in meinem Konsum noch mäßigen muss. Freu mich aber, wenn das hier nicht so sehr den Eindruck macht. Ich finde es auch toll, Outfits mit älteren Teilen zu kreieren.

  3. Thank That

    19 Oktober

    Wir finden es super gut, dass Du dieses Thema so konkret und ausführlich ansprichst und hier zum Thema machst. Es ist ein langer und auch schwieriger Weg, ausschließlich faire und ökologisch nachhaltige Mode zu konsumieren. Und auch wenn es schon einige modische faire Labels, wie z.B. Jane ‘n June, gibt, ist dies sicherlich erst der Anfang. Doch der erste Schritt ist unserer Meinung nach damit getan, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Und das passiert eben genau durch solch aufmerksamen Posts. Vielen Dank dafür!
    http://thankthat.com/

    • Bina

      19 Oktober

      Vielen Dank für eure lieben Worte und euren Kommentar zu diesem wichtigen Thema. Das bedeutet mir wirklich viel. Jan’n June ist auch ein großartiges Label, das ich schon auf dem Schirm habe.

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